Klavier

Klavier üben

Richtig üben lernen

Gemäß des Sprichwortes „Übung macht den Meister“ hängt es von der Dauer, aber auch von der Qualität des Übens ab, welche Erfolge – und damit auch Freude – Sie haben.

Erste Spielerfolge zeigen sich bereits nach wenigen Stunden, für ein höheres Spielniveau ist mehr Geduld und langjähriges, kontinuierliches Üben nötig. Dennoch macht das Üben von Anfang an Freude, weil die Erfahrung der eigenen Kreativität beflügelt und der Spaß am eigenen Musizieren die Mühe überwiegt.

Warum nennt man die ausdauernde und disziplinierte Arbeit am Instrument nur Spiel? Ist der Begriff Klavierspielen irreführend? Legt er doch anscheinend nahe, virtuoses Spiel sei spielend leicht, die Finger fliegen ganz von allein und mühelos über die Tasten – und  idealerweise hört sich das Spiel auch genau so an.

Klavier-spielen?

Vielleicht ist es hilfreich, ein Kind zu betrachten: Es spielt hochkonzentriert und hingegeben, vergisst die Zeit und man denkt eher an Arbeit im besten Sinne, also an das Versenken und Aufgehen in einer Tätigkeit, die vollkommen fordert, ohne zu über– oder unterfordern, und die trotz großer Anstrengung wie von selbst zu optimalen Ergebnissen führt. Heute spricht man, ist ein Mensch auf diese Art ganz bei der Sache und doch ganz bei sich selbst, von Flow; umgangssprachlich ist es die Begeisterung für die Tätigkeit, die den Spieler über die Schwierigkeiten hinweg fliegen lässt.

Im Laufe des Übens stellt sich eine eigentümliche Einheit von Spieler und Instrument ein:

Nach intensivem Üben kommt der Moment, in dem das Erarbeitete nicht mehr der Kontrolle des Bewusstseins unterliegt – dann erst kann das technisch und auch musikalisch bestmögliche Spiel gelingen. Der Spieler und das Instrument sind eins, die Finger erzeugen die Töne, die wiederum vom Spieler wahrgenommen werden und so auf das Musizieren wirken. Das erfordert hohe Konzentration, Körper, Geist und Seele/Psyche sind beansprucht und also der Mensch ganzheitlich bei der Sache.

Hier ist die sogenannte intrinsische Motivation am Werke, ein innerer Antrieb also, der nicht durch Leistungsdruck oder Belohnung das Kind zu erwünschtem Verhalten bewegt. Diese Motivation ist ein zartes Pflänzchen, das durch unangemessene Erwartung, Leistungsdruck oder Belohnung ge- oder auch zerstört werden kann.

Solch gelungenes Üben glückt nicht sofort, läßt sich aber im Unterricht erlernen. Und ich erlebe immer wieder, dass es funktioniert: Der Unterricht ist Anstoß zu begeistertem, ganz freiwilligem Klavierspielen. Die Unterrichtszeit ist vorbei, die Spielfreude aber noch lange nicht…

Wie erreichen wir dieses richtige Üben?

Wenn wir lernen, entstehen im Gehirn Verknüpfungen, die umso sicherer genutzt werden können, je häufiger der richtige Lernschritt gemacht wird. Also: die Wiederholungshäufigkeit und ein angemessenes – langsames – Tempo, in dem die geübte Passage fehlerfrei gespielt werden kann, entscheiden über das Ergebnis. Und den Schnellspielern sei zum Trost gesagt: Langsam ist der Anfang von schnell, oder noch merkwürdiger: mit langsamem Üben werden wir schneller schnell…

Tipps zum Klavier lernen:

  • Tägliches, regelmäßiges Üben ist von Vorteil – es hat sich bewährt, regelmäßig, gewissermaßen ritualisiert zu üben. So wird das Musizieren zum Bestandteil des Tagesablaufes und die Freude am Musizieren wird erhalten.
  • Eine ruhige ungestörte Umgebung ist förderlich.
  • Bei Kindern ist die Unterstützung durch z. B. die Eltern unerlässlich. Viele Kinder müssen – manchmal auch sehr nachdrücklich – an das Üben erinnert werden. Sicherlich möchten Sie, dass Ihr Kind Spaß am Klavierspiel hat; Sie tun ihm gerade einen Gefallen und verhelfen ihm zur Freude an der Musik, wenn Sie zum regelmäßigen Üben motivieren. Musik wird zum selbstverständlichen Teil des Alltags. Lassen Sie sich vorspielen und das Gelernte erklären. Das festigt nicht nur die Kenntnisse, sondern es fördert auch den Stolz des Kindes auf das eigene Können.
  • Erfolgreiches, zielführendes Üben beginnt mit guten Arbeits– und Übetechniken, die im Unterricht vermittelt und kontrolliert werden. Das erfordert eine genaue Beobachtung, um Fehler sofort zu korrigieren. Eingeübte Fehler sind mühsam zu verlernen. Langfristig benötigt der Schüler immer weniger Unterstützung und wird immer selbstständiger.
  • Das Üben lässt sich lernen – etwas Geduld, und die Bewältigung technischer Schwierigkeiten gelingt immer besser.
  • Die Dauer wirkt sich auf die Fähigkeiten aus. Je mehr Sie – oder Ihr Kind – üben, desto schneller geht es voran. Zeitangaben sind nicht zu verallgemeinern, aber täglich 20 Minuten sind schon ein guter Anfang.